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Nachhaltig investieren – Wie starte ich da eigentlich?

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Nachhaltig investieren – Wie starte ich da eigentlich?

Nachhaltig Investieren - kinu im Interview

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Du willst Dich mit dem Thema „Nachhaltig Investieren“ auseinandersetzen, aber weißt nicht so richtig, wie und wo Du anfangen sollst?

So ging es auch Philip von kīnu.

Das hat er zum Anlass genommen, um eine Plattform aufzubauen, um den Einstieg in die nachhaltige Finanzwelt zu erleichtern. Vielen Dank, lieber Philip, für das spannende Interview.

Wie kam es zur Idee von kīnu?

Ein Freund und ich hatten uns übers Investitieren unterhalten. Dabei ist uns aufgefallen, dass
unser Geld teilweise in Unternehmen geflossen ist, die wir als Konsumenten meiden. Privat fürs
Alter vorsorgen, ohne alle Wertvorstellungen über Bord zu werfen, müsste doch möglich sein.

Zum Start hatten uns seriöse, aber verständliche Infos über nachhaltige Finanzen gefehlt. Deswegen haben wir zu Beginn mit kīnu einen Praxisguide und E-Mail-Kurs entwickelt – in dem
Format, wie wir uns den Einstieg gewünscht hätten.

Nachhaltige Finanzen – Was bedeutet das für Dich?

Vor allem einen großen Hebel, der idealerweise passiv wirkt. Mit meinen Finanzen kann ich im
Zweifel mehr beeinflussen als auf einer Demo oder mit veganer Ernährung. Doch genau dieses Thema wird bei einem nachhaltigen Lebensstil leider oft übersehen.

Ich unterteile es gerne in werteorientierte und wirkungsorientierte Finanzen. Im ersten Fall
versuche ich mit meinem Geld möglichst nichts falsch zu machen. Ich meide Banken oder
Investitionen, die nicht meinen Werten entsprechen. Beim nachhaltig Investieren ist das oft durch
Ausschlusskriterien und ESG-Ratings umgesetzt – könnte aber auch der Boykott einer Marke im
Supermarkt sein.

Beim wirkungsorientierten oder Impact Investing versuche ich hingegen eine messbare positive
Wirkung
zu erzielen. Vielleicht ermöglicht mein Geld die Finanzierung einer Solaranlage, die
sonst nicht gebaut wird? Vielleicht nutze ich die Stimmrechte durch meine Aktien bei einem
noch klimaschädlichen Konzern, um mehr Nachhaltigkeit zu fordern.

Beides ist sehr wichtig, um eine diversifizierte und sichere Altersvorsorge zu ermöglichen oder
überhaupt praktikabel in das Thema zu starten. Alles perfekt nachhaltig zu regeln ist kaum
machbar, aber jeder Schritt ist wichtig.

Nachhaltig Investieren und direkt die Energiewende finanzieren?
Nachhaltig Investieren und direkt die Energiewende finanzieren?

Oftmals sind Menschen gegenüber dem Thema «Nachhaltige Finanzen» noch etwas skeptisch. Was glaubst Du, woran das liegt?

Das bin ich ehrlicherweise in Teilen selbst auch. Die Regulatorik ist sehr komplex und
Greenwashing leider verbreitet. Wenn dann in der EU-Taxonomie beispielsweise noch Gas als
nachhaltig
bezeichnet werden soll, schreckt das verständlicherweise ab.

Gleichzeitig werden grüne Finanzen vielleicht noch in einer idealistischen Ecke verortet, die keine
Rendite bringen oder zum Beispiel als Bank sehr teuer sind.

Deswegen finde ich eine ehrliche und verständliche Kommunikation der Vor- und Nachteile beim Thema nachhaltig Investieren so wichtig. Und das versuche ich mit kīnu in die Tat umzusetzen.

Geld verbinden viele Menschen mit Kapitalismus und damit wieder Ausbeutung von Natur und Menschen. Was glaubst Du, wie kann Geld Teil der Lösung statt des Problems sein?

Ich glaube, das Problem unserer Gesellschaft und Politik ist der Fokus auf ewiges Wachstum, was
mit endlichen Ressourcen schlichtweg nicht nachhaltig möglich ist. Deswegen ist ein bewusster
Konsum schon mal ein sehr wirksames Mittel.

Unabhängig davon wird aber weiter Geld in fossile Brennstoffe oder menschenunwürdige
Produktion gepumpt
, im Zweifel auch von Deiner Bank oder Versicherung. Wir alle müssen an
Lösungen arbeiten, die unsere Zukunft gerechter gestalten. So dass wir erneuerbare Energien, die
Kreislaufwirtschaft, Bildung oder bezahlbaren Wohnraum finanzieren.

Dies können wir nicht nur durch Spenden oder Steuern finanzieren. Viel effektiver wäre es, das Geld, das heute noch in die Erschließung neuer Ölfelder fließt, zu nutzen. Und dieses Geld kommt über Umwege von unserem Konto oder unserer Versicherung.

Momentan ist das Geld jeder Person Teil des Systems, überwiegend leider aber auf der Problemseite. Wenn es auf dem Konto liegt, investiert es die Bank im Hintergrund, genau wie die Versicherung.
Deswegen ist es so wirksam sich einmal damit zu beschäftigen und eine Bank, Versicherung oder
Investition zu wählen, die das Geld in eine nachhaltige Richtung lenkt.

Viele scheint zwar das Thema „Nachhaltig Investieren“ zu interessieren, aber oftmals werden sie als schlechter eingeschätzt als herkömmliche Investitionen. Wie sieht es aus: Kann man mit nachhaltigen Investitionen gleiche Renditen erzielen?

Ja, das ist möglich. Es gibt wissenschaftliche Evidenz, dass nachhaltig Investieren sogar deutlich
bessere Renditen
erzielt und in Krisen weniger volatil ist. Das ist mit einer Prise Salz zu
betrachten, denn „nachhaltige Investitionen“ sind unterschiedlich definiert.

Aber im Grunde ist es einleuchtend: Politisch durchgesetzter Umweltschutz und andere
Präferenzen in der Kundschaft sind ein Risiko für nicht nachhaltige Unternehmen – und somit auch
für die Investitionen in diese.

Allerdings darf die Diversifikation – also das Investieren in unterschiedliche Branchen – nicht vernachlässigt werden. Egal ob nachhaltig oder nicht. Wenn ich jetzt nur noch in wenige besonders nachhaltige Branchen oder über Crowdinvesting investiere, hätte ich ein erhöhtes Klumpenrisiko. Wenn es dann in diesem Bereich nicht gut läuft, können andere Branchen nicht ausgleichen. Für mehr Informationen hierzu schaue gerne auf meiner Webseite vorbei, dazu habe ich ein Video gemacht.

Nachhaltig Investieren: Ist aller Anfang schwer?
Nachhaltig Investieren: Ist aller Anfang schwer?

Für jemand, der noch keine Erfahrung mit nachhaltigen Investitionen oder allgemein Investieren hat – Ab welchem Betrag macht es denn Sinn, Geld nachhaltig anzulegen?

Schon bevor jemand Geld zum Investieren übrig hat, gibt es eine Möglichkeit. Nämlich auf dem
Konto. Die Bank kann ein Vielfaches dieses Geldes z.B. als Kredit vergeben. Wer empfängt den
Kredit? Das kommt auf die Bank an.

Und danach ist mit einem Sparplan eigentlich schon ab 10 Euro im Monat das Investieren sinnvoll –
vorausgesetzt ein Notgroschen ist zur Seite gelegt. Dank des Zinseszinseffekts spielt der frühe Start
beim Investieren eine riesige Rolle.

Mein Tipp zum Start: diversifiziert mittels Sparplan starten und bei Möglichkeit vereinzelte Impact
Investments mit höherem Risiko als kleinen Teil des Gesamtbetrags ergänzen.

Wenn Du Dir selbst ein Versicherungsprodukt „bauen“ könntest, welches Produkt wäre das? Und was würdest Du anders machen als bei bestehenden Produkten am Markt?

Da ist ver.de glaube ich auf einem richtig guten Weg. Bei Sachversicherungen wäre mir wichtig, dass
Reparatur statt Ersatz unterstützt wird oder die Tarife günstiger sind, wenn besonders nachhaltige
Produkte versichert werden – als kleine Incentivierung für nachhaltigen Konsum.

Daneben habe ich mich immer gefragt, wie das Thema etwas zugänglicher wird. Versicherungen
klingen so langweilig und nervig. Wenn ich miterleben kann, wie mein Beitrag in der Welt wirkt
und anderen das Leben erleichtert, würde ich den viel lieber zahlen.

Was sind Deine Top „Beginner“-Tipps für jemanden, der sein/ ihr Geld nachhaltig investieren will?

  1. Lieber nicht perfekt, als überhaupt nicht starten.
  2. Will ich mich (ein bisschen) damit selbst beschäftigen? Super, es gibt einige Artikel! Will ich
    mich nicht damit beschäftigen? Super, es gibt ein paar Anbieter*innen, die das gegen eine
    vertretbare Gebühr übernehmen.
  3. Erst fragen: Was ist das Renditeziel und Anlagehorizont und danach entscheiden, welche
    Anlageart am besten passt
  4. Neben dem Investieren auch immer wieder Deine Bank, Versicherung & Co. fragen,
    wie es um die Nachhaltigkeit steht.

Vielen Dank, lieber Philip, für das spannende Interview.

Für alle, die sich für das Thema „des „nachhaltig Investieren“ interessieren, hat kīnu einen praktischen Praxis-Guide und einen E-Mail-Kurs zusammengestellt.

Weitere Artikel rund ums Thema „nachhaltig Investieren“ oder „nachhaltige Versicherung“ findest Du auf unserem Blog.

Elena

Elena

Elena arbeitet bereits seit drei Jahren bei ver.de in der Kommunikation. Sie ist studierte Ethnologin mit Fokus auf das Völkerrecht. Nach ihrem Studium schrieb Elena beispielsweise für die Non-Profit-Organisation earthlink e.V. über globale Fluchtursachen oder die Bekämpfung von Kinderarbeit. Dabei baute sie ihre im Studium erlernten Recherche- sowie Schreibkentnisse aus. In ihrer Freizeit engagiert Elena sich beim Münchner Flüchtlingsrat. Das sind ihre zwei Herzensthemen: Klimaschutz sowie soziale Gerechtigkeit. Hier hat Elena in der Finanzwirtschaft einen Hebel für eine bessere Zukunft gefunden - und versucht nun, mit ver.de diesen Hebel zu "betätigen".

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