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Nachhaltiges Investment in Deutschland 2020

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Nachhaltiges Investment in Deutschland 2020

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Immer mehr Finanzprodukte werben damit, grün zu sein. Und immer mehr Privatpersonen achten bei ihren eigenen Finanzen auf die Wirkung. Da verliert man schon mal den Überblick, wo wir aktuell in Deutschland in Bezug auf nachhaltige Finanzen eigentlich stehen. Wir geben einen Überblick zum Markt für nachhaltiges Investment in Deutschland 2020.

Geldanlagen, wir alle haben sie und doch handelt es sich dabei häufig um konventionelle Modelle. Warum ist es sinnvoll, bei Geldanlagen auf Nachhaltigkeit zu achten? Und was verbirgt sich überhaupt hinter nachhaltigen Geldanlagen?

Wir gehen diesen Fragen auf den Grund und bieten Dir neben Grundlagen über die Wirkung Deines Geldes einen Überblick über den aktuellen Markt für ökologische Geldanlagen.

Welche Wirkung steckt hinter unseren Beiträgen?

Wir zahlen unsere Beiträge an Versicherungen und legen unser Geld auf Bankkonten oder in Fondsgesellschaften an. Doch was passiert danach mit dem Geld?

Unsere Beiträge oder unsere Gelder werden weitergeben. Wie? Die Finanzunternehmen investieren sie in Länder, Projekte und Unternehmen. Diese Investitionen aus der Finanzwirtschaft machen einen Großteil aller Investitionen aus. Wir als Privatpersonen bekommen davon jedoch meist nichts mit.

Rendite und Sicherheit zählen

Bevor Finanzunternehmen wie Banken, Fondgesellschaften und Versicherungen Investitionen tätigen, bewerten sie Anlagemöglichkeiten. Bislang sind die Hauptkriterien häufig Rendite, Liquidität und Sicherheit sind. In welche Unternehmen Finanzunternehmen investieren, spielt häufig keine Rolle.

Zwischen 2017 und 2020 investierten laut der TAZ sechs der aktivsten Finanzinstitutionen mehr als 18 Mrd. US-Dollar in Unternehmen, denen Menschenrechtsverletzungen im Amazonas-Regenwald vorgeworfen werden.

„Die hier aufgezeigten Umweltzerstörungen und Menschenrechtsverletzungen an Indigenen wären ohne die Finanzierung großer Akteure des Weltmarkts nicht möglich.“

TAZ, https://taz.de/Brasiliens-Regenwald-und-Konzerne/!5720917/

Beteiligt waren auch viele europäische Finanzinstitutionen, wie zum Beispiel die Deutsche Bank. Unsere Beiträge und Gelder finanzieren also indirekt Menschenrechtsverletzungen.

Es gibt Alternativen

Das muss jedoch nicht so bleiben. Nachhaltige Unternehmen wie zum Beispiel wir von ver.de gestalten Finanzwirtschaft anderes. Wir sind ökologisch-sozial, gemeinwohl-bilanziert, transparent und fair. So investieren wir zum Beispiel in ausschließlich zukunftsorientierte Projekte und Unternehmen und legen die Wirkung transparent auf unserer Webseite offen.

Immer mehr Privatpersonen schauen genauer hin

Nachhaltige ethische Geldanlagen oder Finanzunternehmen werden immer gefragter, so wächst dieser Teil des Finanzmarktes stetig und mit ihm das Angebot, welches von nachhaltigen ETFs über grüne Fonds bis hin zu klimafreundlichen Aktien reicht.

Nachhaltiges Investment in Deutschland 2020 - Was bedeutet nachhaltig?
Nachhaltiges Investment in Deutschland 2020 – Was bedeutet nachhaltig?

Wann ist eine Geldanlage nachhaltig?

Taucht man in den Bereich rund um nachhaltige Geldanlagen ein, trifft man auf Bezeichnungen wie Social Investment, Sustainable Finance, Green Money oder Responsible Investment. Für viele sorgen diese Fachbegriffe für Verwirrung und Verunsicherung.

Was steht also dahinter?

Ob Rentenversicherung, Aktienfonds, Sparbuch oder Bausparvertrag, grundsätzlich wird bei jeder Form der Geldanlage Dein Geld in Unternehmen oder Projekte investiert.

Handelt es sich um eine nachhaltige Geldanlage, dann wird bei der Auswahl wie bei herkömmlichen Geldanlagen

  • Rentabilität,
  • Sicherheit
  • und Liquidität

betrachtet. Aber: Zusätzlich dazu wird die Wirkung anhand von ökologischen, sozialen und ethischen Bewertungspunkten analysiert.

Genau hinschauen – Nicht alles was grün aussieht ist auch grün!

Als wäre das nachhaltige Investieren nicht schon kompliziert genug, so gibt es auch in der Finanzbranche „Green-Washing“. Das Problem? Nachhaltigkeit bei Investments ist nicht definiert.

Um zu verhindern, dass Unternehmen durch entsprechende PR-Kampagnen den Anschein von Nachhaltigkeit erwecken, ist es wichtig, dass langfristig einheitliche gesetzliche Regelungen ausgearbeitet werden. Diese Regelungen unterstützen Dich als Privatperson bei der Bewertung und Einordnung von „Nachhaltigkeit“.

Ansätze, wie Nachhaltigkeit aktuell definiert wird

Bisher gibt es verschiedene Bewertungskriterien. Folgende gehören zu den gängigsten Kriterien:

  1. Ausschlusskriterien: Das Finanzunternehmen schließt bestimmte Branchen aus, in die es nicht investiert. Das können beispielsweise Umweltzerstörung, Gentechnik oder die Waffenindustrie sein.
  2. Impact Investment: Hier wird auf die Wirkung geachtet. Investitionen sollen eine bestimmte Wirkung auf Klima, Natur oder Gesellschaft haben – wie Förderung von Kultur oder Bildung, CO2-Einsparung oder der Ausbau des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs. Der Unterschied: Es wird geprüft, was finanziert wird – nicht nur was nicht finanziert wird.
  3. Best-in-Class: Hierbei sind Unternehmen oder Emittent *innen gemeint, die bezüglich der ESG-Kriterien besonders hohe Standards haben und damit führend in der Branche sind.
  4. Normbasiertes Screening: Investments halten bestimmte internationale Standards und Regelungen wie die OECD-Leitsätze ein.
  5. ESG-Integration: Neben Rentabilität und Liquidität bewerten Anleger*innen bei der Geldanlage ESG-Kriterien.

Und wie läuft das bei ver.de ab?

Wir schauen auf die genau Wirkung: Geld sollte einen größtmöglichen positiven „Impact“ für das Gemeinwohl haben.

  1. Um die Investition mit der bestmöglichen Wirkung für Klima, Natur und Gesellschaft zu finden, haben wir zusätzlich zu Ausschlusskriterien eine eigene Wirkungsmatrix entwickelt.
  2. Mittels dieser Matrix beurteilen wir potentielle Investitionen anhand von Faktoren wie CO2 – Einsparung, Intergenerationaler Gerechtigkeit, Mitbestimmung oder der Schaffung von Arbeitsplätzen in zukunftsorientierten Branchen.
  3. Entscheiden wir uns daraufhin für eine Kapitalanlage, wird sie auf unserer Webseite transparent kommuniziert.
Nachhaltiges Investment Deutschland - Was soll unser Geld finanzieren?
Nachhaltiges Investment Deutschland – Was soll unser Geld finanzieren?

Nachhaltiges Investment in Deutschland – der Markt

Genug zur Begriffserklärung – wie sieht es in der Realität in Deutschland aus? Für den Überblick über den aktuellen Markt für nachhaltiges Investment in Deutschland bezieht sich dieser Artikel auf den Marktbericht des Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG), welchen das FNG jährlich veröffentlicht. Der Fokus in diesem Bericht liegt auf der Vorgehensweise von Asset Manager, Asset Owner und Banken im Bereich nachhaltige Geldanlagen.

Überblick – die Entwicklungen 2020

Kurz und knapp

In Deutschland wächst der Markt mit nachhaltigen Geldanlagen stetig:

  • So konnten im Jahre 2020 die nachhaltigen Fonds einen Wachstumszuwachs von 69 Prozent verzeichnen. Dieser Anstieg lässt sich auf hohe Mittelzuflüsse zurückführen.
  • Bei der Betrachtung des Gesamtfondsmarkt 2020 lässt sich auch hier mit 6,4 Prozent ein Zuwachs der Anteile und Mandate an nachhaltigen Fonds feststellen.
  • Besonders Privatinvestitionen, also von Privatpersonen, gelten als Treiber von nachhaltigen Fonds. So erhöhten sich 2020 die Privatinvestitionen in nachhaltige Fonds um 117 Prozent.

Auch für das Jahr 2021 rechnen die für den Marktbericht befragten Finanzexpert*innen mit einem Zuwachs nachhaltiger Geldanlagen um 15 Prozent.

2020 im Detail

Wie Krisenresistent sind nachhaltige Geldanlagen?

2020 ist ein Jahr, das unsere Gesellschaft und Wirtschaft stark prägte. Im Zuge der weltweiten Corona-Pandemie kam es zu Unsicherheiten und Verlusten. Entgegen manchen Erwartungen schnitten besonders die nachhaltigen Indexfonds besser als die konventionellen Indexfonds ab.

In Zeiten der Krise verzichten viele Menschen auf Konsum und sparen oder investieren stattdessen. Dabei liegt der Fokus immer häufiger auf Anlagen, die auch Nachhaltigkeitskriterien beachten.

Immer mehr private Investor*innen

Zwar überwiegt mit 82 Prozent und 184,3 Milliarden Euro die Zahl der institutionellen Investor*innen, aber immer mehr Privatanleger*innen (18 Prozent der Anleger*innen im Jahr 2020) investieren in Nachhaltige Fonds und Mandate.

Der Wachstumstrend hält an

Der Markt nachhaltiger Geldanlagen wuchs 2020 mit einer Wachstumsrate von 25 Prozent weiter.

Die Gesamtsumme der nachhaltigen Geldanlagen-Produkte

Hierzu zählen alle nachhaltigen Fonds, Mandate, Kund*inneneinlagen und Eigenanlagen. Diese lagen 2020 bei einer Gesamtsumme von 335,3 Milliarden Euro.

Im Detail setzt sich diese Gesamtsumme 2020 wie folgt zusammen:

  • Mandate (nachhaltig): 141,3 Milliarden Euro
  • Investmentfonds (nachhaltig): 107,0 Milliarden Euro
  • Eigenanlagen (nachhaltig): 43,9 Milliarden Euro
  • Kund*inneneinlagen (nachhaltig): 43,1 Milliarden Euro

Nachhaltige Siegel

Ganz klar – es fehlt an gesetzlichen Vorgaben, wann ein Investment „grün“ ist oder so beworben werden darf. Es gibt allerdings erste Siegel, wie dies Kennzeichnen. Das FNG-Siegel zum Beispiel weisen zunehmend mehr Fonds auf.

Ökologische Banken in Deutschland

In Deutschland gibt es einige Spezialbanken mit Nachhaltigkeitsfokus, welche seit 2010 kontinuierlich wachsen. Für den Marktbericht 2021 des FNG wurden 15 dieser Öko-Banken befragt.

Entwicklung der Banken 2020

2020 stiegen die Kundeneinlagen der befragten Banken im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent – auf 43,1 Milliarden Euro an. Zudem vergaben diese Banken Kredite in Höhe von 27,0 Milliarden Euro. Das ist gut – denn mit diesen Krediten konnten viele nachhaltige Projekte realisiert werden.

Nachhaltigkeit – Nach welchen Kriterien wurde 2020 entschieden?

Hier wird es interessant! Nachhaltig ist nicht gleich nachhaltig – nach welchen Kriterien bewertet wurde, macht einen großen Unterschied. 2020 wurden bei 90 Prozent aller Investitionsentscheidungen Ausschlusskriterien und normbasierte Screening angewandt.

Aufgeschlüsselt teilten sich die nachhaltigen Anlagestrategien 2020 wie folgt auf:

  • 93 Prozent Ausschlusskriterien (-6 Prozent)
  • 92 Prozent Normbasiertes Screening (-3 Prozent)
  • 81 Prozent ESG-Integration (+2 Prozent)
  • 65 Prozent Best-in-Class (+13 Prozent)
  • 7 Prozent Impact Investment (+3 Prozent)

Uns freut besonders: Der Anteil des Impact Investings steigt – endlich achten Anleger*innen zunehmend auf die genaue Wirkung. Eine Erklärung der einzelnen Herangehensweisen findest Du weiter oben im Artikel unter „Ansätze, wie Nachhaltigkeit aktuell definiert wird“.

Top 10 der Ausschlusskriterien 2020 in Deutschland

  1. Menschenrechtsverletzungen (224,4 Milliarden Euro)
  2. Korruption und Bestechung (223,5 Milliarden Euro)
  3. Kohleenergie (221,1 Milliarden Euro)
  4. Arbeitsrechtsverletzungen (221,1 Milliarden Euro)
  5. Tabak (194,6 Milliarden Euro)
  6. Umweltzerstörung (183,0 Milliarden Euro)
  7. Pornografie (134,0 Milliarden Euro)
  8. Waffen und Rüstung (126,5 Milliarden Euro)
  9. Kernenergie (121,8 Milliarden Euro)
  10. Glücksspiel (114,7 Milliarden Euro)

Das bedeutet: Bei 224,4 Milliarden Euro Geldanlagen wurde darauf geachtet, dass keine Menschenrechtsverletzungen finanziert werden.

Energiewende, Nachhaltige Mobilität - Klimaschutz kostet Geld. Hier sind nachhaltige Investments gefragt!
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Selbst über die Wirkung Deiner Geldanlagen entscheiden?

Nach einem Einblick in nachhaltiges Investment in Deutschland willst Du selbst auch ein Teil dieses Marktes werden?

Nachhaltige Geldanlagen als Innovationstreiber

Durch die Wahl von ökologisch-sozialen Finanzprodukten entscheidest Du mit, welche Projekte und Unternehmen finanziert werden und dadurch zum Beispiel den Bereich der nachhaltigen Mobilität stärken.

Deine Zukunft im Blick?

Es ist wichtig, dass Deine Geldanlage sowohl

  • zu Deinen Vorstellungen und Werten
  • als auch zu Deiner persönlichen Plänen für Deine Zukunft passen.

Das ist manchmal gar nicht so leicht. Alles wird als „grün“ präsentiert, plötzlich investieren alle Finanzhäuser angeblich nur noch nachhaltig. Was steckt dahinter? Wie unterscheidest Du zwischen Green Washing und echter Wirkung?

Im Internet gibt es hilfreiche Quellen, wie beispielsweise den Finanztest für Tagesgeld oder detaillierte Berichte des FNG oder von Urgwald. Orientieren kannst Du Dich bei der Wahl Deiner Gelanlage unter anderem am FNG-Siegel oder am Österreichischen Umweltzeichen.

Du hast es selbst in der Hand.

Unterstützung für den Einstieg?

Um Dir den Wechsel hin zu nachhaltigen Geldanlagen zu erleichtern, bieten wir Dir den ver.de CHECK an. Dieser verknüpft Dich an Finanzberater*innen, die

  • sich seit vielen Jahren mit persönlichen Engagement für Nachhaltigkeit einsetzen.
  • zwischen „echt ökologisch“ und „Green Washing“ entscheiden können.
  • frei von großen Finanzhäusern arbeiten und Dir die Produkte anbieten, die wirklich zu Dir passen.
  • Dir zuhören und bei denen Du Dich wohl fühlst.

Du möchtest Dir erstmal selbst einen Überblick verschaffen?

Dann schau doch mal in unserem Artikel über nachhaltige Geldanlagen. Er bietet Dir einen Überblick über Deine Optionen, erklärt den Unterschied zwischen nachhaltigen ETFs und ökologischen Fonds und zeigt, wie sicher klimafreundliche Geldanlagen sind.

Noch lange nicht am Ziel: Der Markt entwickelt sich

Wie aus der Zusammenfassung des Marktberichts hervorgeht, wächst der Markt der nachhaltigen Geldanlagen stetig und befindet sich zugleich noch in einer Entwicklungsphase. Dadurch kann es passieren, dass noch nicht für jeden die passende Anlagemöglichkeit existiert.

Vielleicht bist Du aktuell auf der Suche nach nachhaltigen und sozialen Anlagemöglichkeiten, findest aber in dem von Dir gewählten Wirkungsbereich, beispielsweise dem sozialen Wohnungsbau in einer bestimmten Region, noch keine nachhaltige Anlagemöglichkeit, die zu Dir und Deinen Bedürfnissen passt.

Die gute Nachricht: Nachfrage steigert das Angebot. Schließlich ist der Markt dynamisch – und so wird es zunehmend mehr Angebote geben, wie Du Dein Geld mit Sinn anlegen kannst.

Hinweis: Die vorstehenden Aussagen geben die persönliche Meinung der Verfasserin/Herausgeberin wieder; eine Haftung für die Richtigkeit kann nicht übernommen werden.

Maya Krystosek

Maya Krystosek

Maya studiert Internationale Wirtschaft und Entwicklung an der Universität Bayreuth und hat sich innerhalb ihres Studiums auf die Bereiche soziale Ungleichheiten und Wirtschaftspolitik fokussiert. Neben ihrem Hauptstudium hat Maya sich im Rahmen des Zusatzstudiums „Intersektionalitätsstudien und Diversity-Kompetenzen“ mit den strukturellen Dimensionen von Unterdrückung beschäftigt. Das Berücksichtigen von vielseitigen Perspektiven hält sie für einen wichtigen Aspekt, wenn es um die Mitgestaltung der Gesellschaft geht. Dafür setzte sie auch bei ihren ehrenamtlichen Engagements (bei HeForShe Bayreuth und dem Klimaentscheid Bayreuth) ein. Um nachhaltig soziale Ungleichheit und strukturelle Unterdrückung abzubauen, ist der Wandel der Finanzwirtschaft ein sehr wichtiger und häufig noch unterschätzter Aspekt.

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