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China CO2 – Wer steckt hinter Chinas Kohleindustrie?

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China CO2 – Wer steckt hinter Chinas Kohleindustrie?

China CO2– Wer steckt hinter Chinas Kohleindustrie?

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„Was bringt es schon, wenn wir unsere CO2 Emissionen reduzieren, während China immer noch Kohlekraftwerke baut?!“ 

Während in der Arktis dieses Jahr 38 Grad gemessen wurden, plant China den Bau weiterer Kohlekraftwerke. Empörend, wie viele Menschen finden! Und ja, solche Berichte sind im Hinblick auf die weltweite Klimakrise erschreckend und lassen viele Leser*innen mit einem Ohnmachtsgefühl.

Dann kommt oft so ein Argument: „Warum sollte ich etwas tun, wenn das im großen Ganzen doch gar nichts bringt?“ Kennst Du das auch?

Doch wie machtlos sind wir im Hinblick auf die Klimakrise wirklich? Wie steht es um die Kohleindustrie in China? Und inwieweit hat jede*r Einzelne von uns einen Einfluss auf ausländische Entwicklungen, wie beispielsweise in China?

Wir schauen da mal genauer hin! Dieser Artikel befasst sich mit diesen Fragen und möchte einen Überblick auf die aktuelle Situation in China bieten, sowie Zusammenhänge mit ausländischen Investor*innen vereinfacht darlegen. Was hat das mit Privatpersonen in Deutschland und Sustainable Finance zu tun? Bitte lese dafür bis zum Ende.

China CO2 – Wer steckt hinter Chinas Kohleindustrie?
Kohle – ein fossiler Brennstoff

Kohle – Die Grundlagen

Die Ressource Kohle ist ein fossiler Brennstoff, der in Kohlekraftwerken zur Stromerzeugung genutzt wird. Die Verbrennung von Kohle hat hohe CO2 Emissionen zur Folge, welche eine große Belastung für die Umwelt darstellen und den Klimawandel weiter vorantreiben.

Laut Statista gehen weltweit 42 Prozent der energiebedingten CO2 Emissionen auf die Elektrizitäts- und Wärmeerzeugung zurück. Energiebedingte Emissionen heißt in diesem Kontext der „Ausstoß von Luftschadstoffen und Treibhausgasen, welche bei der Umwandlung von Energieträgern produziert werden“. Der größte Anteil dieser energiebedingten Emissionen weltweit entsteht durch die Verbrennung von Kohle.  

Wie steht es um die Kohleindustrie in Deutschland?

Derzeit macht in Deutschland die Kohleindustrie noch den größten Anteil der Stromversorgung aus (gefolgt von Erneuerbaren Energien). Die neue Bundesregierung möchte jedoch der CO2 Belastung durch die Kohleindustrie in Deutschland entgegenwirken.

Aus diesem Grund hat sich die Ampel-Koalition im neuen Koalitionsvertrag auf einen vorgezogenen Kohleausstieg geeinigt. Sie plant, schon 2030 auf Erneuerbare Energie umzusteigen. Mit diesem Vorhaben trägt die Bundesregierung einen Teil zur Eindämmung der CO2 Emissionen bei. Und handelt damit ganz im Sinne des Klimagipfels im April, auf welchem sich alle Parteien dazu ausgesprochen haben, gemeinsam an der Eindämmung des Klimawandels zu arbeiten.

Chinas als Kontrast

Dem gegenüber steht China und seine wachsende Kohleindustrie.

Doch wie viel CO2 stößt China aus?

Laut Statista emittierte China 2020 über zehn Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid. Im Vergleich dazu kommt Deutschland im gleichen Jahr auf 644 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid Emission. China hat weltweit mit Abstand die höchsten CO2 Emissionen, gefolgt von den USA und Indien.  

China ist der Spitzenreiter – auch beim Bau der Kohlekraftwerke

Damit korreliert auch die Verteilung der Kohlekraftwerke: Weltweit stehen zwei Drittel aller Kohlekraftwerke in China, den USA und Indien. Auch hier liegt China mit 1.077 Kraftwerken Vorne.

In China werden 60 Prozent der Stromversorgung wird durch die Kohleindustrie gedeckt

Und es ist kein starker Rückgang der Kohleindustrie in Sicht. Denn Laut Klimareporter hält die Regierung in China Kohlekraftwerke immer noch als effektives Mittel zur Förderung der Wirtschaft.

China CO2 – Wer steckt hinter Chinas Kohleindustrie?
Mehr Kohlekraftwerke für China – die CO2 Emissionen steigen

Weitere Kohlekraftwerke sind in Planung

Seitens China gab es Ankündigen zum Schutz der Umwelt und des Klimas. Doch derzeit plant und baut China weiterhin Kohlekraftwerke. Die Regierung hat letztes Jahr zusätzlich zu den bereits bestehenden 1.000 Gigawatt mit der Planung von weiteren 74.000 Megawatt begonnen. Zur Erklärung: Ein Kohlekraftwerkblock erreicht Leistungen zwischen 100 Megawatt und einem Gigawatt. Insgesamt sind weitere 246,8 Gigawatt entweder geplant oder schon im Bau. Das entspricht laut Chinadialogue.net etwa 49 Prozent der weltweit im Bau befindlichen Kohlekraftwerke.

Einige dieser Werke können erst 2025 in Betrieb genommen werden und ohne ein entscheidendes Einschreiten der chinesischen Regierung werden diese neu erbauten Werke bei einer durchschnittlichen Betriebsdauer auch noch in 40 Jahren CO2 in China emittieren. 

Nun zur wichtigen Frage: Woher kommen die Gelder?

In die geplanten Bauten investieren neben inländischen Investor*innen auch ausländische Geldgeber*innen. Dabei stellten 48 internationale Banken dem chinesischen Kohlesektor insgesamt über 21,7 Milliarden US-Dollar zur Verfügung.

CO2 Anteil China
ausländische Investoren fördern die Kohleindustrie Chinas

Internationale Finanzinstitute finanzieren chinesische Unternehmen

Die gemeinnützige Umweltorganisation Urgewald fand heraus, dass über 460 internationale Finanzinstitute chinesische Unternehmen finanzieren. Laut Urgewald erhielt der chinesische Kohlegigant China Energy mit 1,8 Mrd. USD die meisten ausländischen Investitionen. Dieses Unternehmen verfügt bereits jetzt über eine Kohlekapazität von 160 Gigawatt und plant einen Ausbau/Neubau um weitere 51 Gigawatt.

Globale Unternehmen wie BlackRock sind ebenfalls beteiligt

Die US-Investmentgesellschaft BlackRock investierte 2,7 Milliarden Dollar in chinesische Kohleunternehmen.

Gelder westlichen Pensionsfonds fließen nach China

Auch viele westliche Pensionsfonds sind in die Finanzierung chinesischer Kohleunternehmen verwickelt. So zum Beispiel der größte staatliche Pensionsfonds in Europa, der Norwegian Government Pension Fund (GPFG): Nach einer Kampagne von Urgewald hat dieser seine Richtlinien verschärft und mit dem Ausstieg aus der Kohleindustrie begonnen. Trotz dieser Anpassung ist der Fonds immer noch der siebtgrößte Investor in Chinas Kohleindustrie. Das liegt laut chinadialogue.net häufig daran, dass immer noch Entwickler von Kohlekraftwerken durch die Raster fallen.

Kommen wir zurück zum Argument von Anfang:

„Was bringt es schon, wenn wir unsere CO2 Emissionen reduzieren, während China immer noch Kohlekraftwerke baut?!“

Viele Menschen haben das Gefühl, sie könnten keinerlei Einfluss nehmen, beispielsweise wie in diesem Artikel auf eine ausländische Kohleindustrie, aber auch auf Waffenunternehmen, Kriege oder Ausbeutung. Nachrichten über Planungen weiterer Kohlekraftwerke? Da fühlen wir uns machtlos.

Doch, stimmt das?

Haben wir wirklich keinen Einfluss? Natürlich können wir als Einzelpersonen nicht alles ändern. Aber wir leben in einer globalisierten Welt und Handlungen wie

  • unsere Kaufentscheidungen
  • die Lieferketten, die wir wählen
  • und auch unsere Investment-Entscheidungen, also bei welcher Bank oder Versicherung wir sind,

haben über die Grenzen unseres Landes eine Auswirkung.

China CO2 – Wer steckt hinter Chinas Kohleindustrie?
Sustainable Finance – für nachhaltige Geldanlagen

Wieso, weshalb, warum braucht es Sustainable Finance?

Für Kohlekraftwerke braucht es Geld. Ebenso für Waffenunternehmen, Kriege oder Massentierhaltung. Diese Investitionen kommen zu großen Teilen aus der Finanzwirtschaft.

Wir müssen uns und unseren Mitmenschen bewusst machen, dass unsere Geldanlagen entscheidend sein können. Informiert Euch und Euer Umfeld über alternative Anlagemöglichkeiten. Sucht Euch Geldanlagen heraus, die Ihre Geldflüsse und Investitionen transparent gestalten, um sicherzugehen, dass Eure Gelder nur das mitfinanzieren, was Ihr persönlich unterstützen würdet.

Falls Ihr dabei Unterstützung braucht, bietet ver.de den ver.de CHECK an. Dabei vernetzen wir Dich mit Finanzberater*innen, die frei arbeiten, sich aus persönlicher Überzeugung auf Nachhaltigkeit spezialisiert haben und zu Euren individuellen Bedürfnissen passen.

Was wollen wir als ver.de anders machen?

Mit ver.de haben wir das Ziel, Deutschlands erste nachhaltige Sachversicherung* aufzubauen: gemeinwohl-bilanziert, genossenschaftlich und mit ausschließlich ökologisch-sozialen Investitionen,

  • die einen messbaren Mehrwert für Klima, Natur und Gesellschaft haben
  • und die wir auf unserer Webseite offenlegen.

*Erst nach vollständiger Finanzierung und der Zulassung durch die BaFin darf ver.de sich als Versicherung bezeichnen.

China – größter Handelspartner der EU

Neben dem undurchsichtigen Wirrwarr der Geldströme von unseren Geldanlagen gibt auch andere, offensichtlichere Verbindungen, über welche der Westen und indirekt auch jede einzelne Person, einen Einfluss auf China haben. China ist der größte Handelspartner der EU. Und hierzulande werden viele Waren verkauft, die mit chinesischem Kohlestrom hergestellt wurden. Und da sprechen wir noch gar nicht von Menschenrechts- und Demokratieverletzungen.

Fazit

Wenn es also um Chinas Kohleindustrie oder allgemein ausländische Kohlekraft und die Frage „Wer steht dahinter?“ geht, können wir die Verantwortung nicht gänzlich von uns weisen. Die USA und Europa, zwei der ehemals größten Kohlenstoffdioxid-Emittenten, investieren in und handeln heute mit China und tragen so zur Förderung chinesischer Kohleunternehmen bei.

China Klimaschutz
Gemeinsam können wir etwas verändern

Gemeinsam gegen die Klimawandel

Auf globaler Ebene ist die gemeinsame Eindämmung der Fossilen Energiewirtschaft wichtig. Ein erster Schritt in dem Zusammenhang ist der Stopp der Finanzierung von Kohleunternehmen. Diese Maßnahme nennt sich Deinvestition.

Das Geld kann umverteilt werden

Statt fossile Energie können wir beispielsweise in Erneuerbare Energie, Biodiversität oder Bildung investieren. So vermeiden wir nicht nur negative Umweltfolgen, sondern investieren in den Klimaschutz und in die Gesellschaft. Auch politische Maßnahmen, wie zum Beispiel der geplante Kohleausstieg Deutschlands im Jahr 2030, sind notwendig, um die Ziele des Pariser Abkommens einzuhalten.

Im Kampf gegen den Klimawandel kann jede einzelne Person durch informierte Kauf- und Investitionsentscheidungen einen Beitrag leisten. Wenn wir alle an einem Strang ziehen, besteht die Möglichkeit, die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzen zu können.

Was meint Ihr dazu?

Schreibt uns gerne Eure Meinung zu dem Thema in die Kommentare.

Falls Ihr Euch genauer über Sustainable Finance informieren wollt schaut gerne auf unserem Blog vorbei.

Übrigens:

Dies ist kein Text gegen chinesische Bürger*innen im Allgemeinen. Betrachten wir den Pro-Kopf-Verbrauch, sieht der Vergleich schon anders aus. Uns geht es lediglich darum zu zeigen, dass unsere Entscheidungen – also welche Bank, Versicherung oder Geldanlage wir wählen – Auswirkungen über die Grenzen unseres Landes hat.

Hinweis: Die vorstehenden Aussagen geben die persönliche Meinung der Verfasserin/Herausgeberin wieder; eine Haftung für die Richtigkeit kann nicht übernommen werden.

Maya Krystosek

Maya Krystosek

Maya studiert Internationale Wirtschaft und Entwicklung an der Universität Bayreuth und hat sich innerhalb ihres Studiums auf die Bereiche soziale Ungleichheiten und Wirtschaftspolitik fokussiert. Neben ihrem Hauptstudium hat Maya sich im Rahmen des Zusatzstudiums „Intersektionalitätsstudien und Diversity-Kompetenzen“ mit den strukturellen Dimensionen von Unterdrückung beschäftigt. Das Berücksichtigen von vielseitigen Perspektiven hält sie für einen wichtigen Aspekt, wenn es um die Mitgestaltung der Gesellschaft geht. Dafür setzte sie auch bei ihren ehrenamtlichen Engagements (bei HeForShe Bayreuth und dem Klimaentscheid Bayreuth) ein. Um nachhaltig soziale Ungleichheit und strukturelle Unterdrückung abzubauen, ist der Wandel der Finanzwirtschaft ein sehr wichtiger und häufig noch unterschätzter Aspekt.

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